Fort- und Weiterbildungen werden in fast jedem Beruf zur Tagesordnung gehören. Verstärkt durch die demografische Tatsache, dass wir immer älter werden, bringt das eine neue Form der Arbeitsbiografie mit sich. Verschiedene Tätigkeiten, die früher auf unterschiedliche Lebensphasen verteilt waren, laufen dann gleichzeitig ab. "Fraktal" nennen die Futurologen diese neue Biografie. Die singuläre und meist langjährige Ausbildungsphase vor dem Erwerbsleben wird künftig häufig einer neuen Ausbildungsstruktur weichen. Das Berufsleben wird früher beginnen und von Fort- und Weiterbildungen durchzogen sein. Auch und gerade im Alter.
Neue Biografie
"Wir müssen die Struktur der Lebensläufe
verändern, indem wir Gleichzeitigkeiten schaffen, wo bisher
Linearitäten herrschten", fordert Frank Schirrmacher
in seinem Bestseller Methusalem-Komplott.
Bei dem prognostizierten Mangel an Fachkräften und den überstrapazierten Rentenkassen wird es zudem sehr wahrscheinlich, dass Senioren über das 65. Lebensjahr hinaus erwerbstätig sind. Zumindest Teilzeit, wie unser Mann am Kassenschalter. Unter Umständen nach einer weiteren Orientierungsphase womöglich auch in einem anderen Beruf.
Sabbaticals und Co
Weil das Erwerbsleben sich insgesamt verlängert, sind die Aussichten günstig, dass künftig entzerrt wird, was jetzt zusammenfällt. Etwa, dass Mütter und Väter gerade dann ihre große Karriere vorantreiben müssen, wenn sie ihre Familie gründen wollen. Schon jetzt zeichnet sich ein Trend zur vorübergehenden Teilzeitarbeit ab. Manchmal es kommt auch schon vor, was später an der Tagesordnung sein wird: dass auch Führungskräfte sich zwischendurch als "kreative Pause" eine Auszeit, ein Sabbatical, gönnen. Doch das passiert natürlich alles nicht von selbst, sondern diese Umstrukturierung der Arbeitswelt findet nur statt, wenn wir uns dafür stark machen, sie aktiv mitgestalten.
2020: Der Zukunftsforscher Matthias Horx
"Man wird nicht mehr wie im klassischen
Modell industrieller Arbeit tätig sein, sondern wird arhythmische
Formen von zeitlicher Investition in Erwerbsarbeit erleben.
Man wird, wenn man jung ist, zwischen 25 und 35 Jahren ranklotzen.
Der Arbeitstag wird nicht regelmäßig um 17.00 Uhr zu Ende
sein, sondern die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit werden
weiter verschwimmen. Aber irgendwann, Mitte 30, werden die
meisten Menschen zur Besinnung kommen, sich zurückziehen und
sich fragen, was tue ich mit meinem Leben, will ich eine Familie
gründen oder nicht? In dieser Zeit werden für beide Geschlechter
die Investitionen in die Arbeitszeit zurückgehen.
In mehreren Phasen und Kaskaden wird eine Auflösung klassischer
zeitlicher Investitionen in Arbeit stattfinden. Wenn es gut
geht und wenn wir unsere Gesellschaft im richtigen Sinne umformatieren,
werden auch die älteren Menschen mit ihrer Erfahrung und Kontinuität
Erwerbsarbeit finden. Nicht mehr als Vollzeitarbeit und nicht
mehr in den klassischen, auch stresshaften Rhythmen der modernen
Betriebe, sondern sie werden andere Dienstleistungen, vielleicht
eher im beratenden Bereich, für diese Unternehmen erbringen".
Matthias Horx, Bayern 2020, Megatrends und Chancen S. 25.